Was macht der irre Ex-Agent da???
Um das zu beantworten, muss wohl etwas zurück gespult werden:
Anne Applebaum schreibt dazu gerade in der WELT: „Der Zweite Weltkrieg wurde nicht dank Diplomatie beendet, und Hitler hat sich auch nicht aus Polen zurückgezogen, nachdem dies die Vereinten Nationen gefordert hätten. Genauso wenig wurde der Holocaust gestoppt, weil das Nazi-Regime dann doch von der Weisheit des Internationalen Rechts überzeugt wurde.
Nein, da muss man schon klar und deutlich sein: Hitlers Herrschaft brach zusammen, weil einige mächtige ausländische Armeen in Deutschland einmarschierten und die Wehrmacht besiegten. Mit Diplomatie hatte das nichts mehr zu tun. Das gleiche gilt für den Kalten Krieg. Ich bin froh darüber, dass die Deutschen immer noch die Erfinder der Ostpolitik feiern, jene Männer, die still und leise hinter den Kulissen wirkten, um das Leben der Menschen in der östlichen Hälfte Deutschlands zu erleichtern oder anderen zur Flucht zu verhelfen.
Aber es war nicht die Ostpolitik, die in diesem ein halbes Jahrhundert geteilten Deutschland die Russen aus Westdeutschland und dem Rest Westeuropas zurückhielten. Nein, auch hier sage ich klar und deutlich: Die Rote Armee wurde durch eine große Anzahl amerikanischer Soldaten, Waffen, Panzer und Nuklearwaffen abgeschreckt. Mit Diplomatie hatte das auch nichts mehr zu tun.“
Im letzten Punkt stimme ich ihr allerdings nicht zu – ganz sicher war es die Summe aus Abschreckung UND Diplomatie. Grundsätzlich ist es aber sicherlich kein Geheimnis, das die russische Führung nicht wirklich an einer stabilen, langfristigen Zusammenarbeit auf demokratischer Basis mit dem Westen interessiert ist, sondern lediglich an Dollars. Und davon bitte möglichst viele. Die Hemmschwelle bei Maßnahmen, die geeignet erscheinen dies sicher zu stellen bewegt sich dabei nur marginal höher als eine Durchschnittsgrasnarbe.
Oder wie es Clemens Wergin so schön formuliert:
"Inzwischen ist klar, dass Russland nie auch nur im Entferntesten daran gedacht hat, das Abkommen von Genf einzuhalten. Die "grünen Männchen" in ihren professionellen Tarnuniformen ohne Hoheitszeichen machen in der Ostukraine weiter wie bisher. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie von ihren russischen Paten zurückgepfiffen wurden. Stattdessen wirft Moskau lieber der Regierung in Kiew vor, die Abmachung von Genf nicht einzuhalten. Eine komplette Verkehrung der Tatsachen, die einem nach Monaten dreistester Moskauer Lügen schon fast wie der neue Normalzustand vorkommt. Und so war denn auch die vorgetäuschte Kompromissbereitschaft in Genf nur ein geschicktes Manöver. Ein Knochen, den Moskau denjenigen im Westen hingeworfen hat, die immer noch eine Verhandlungsrunde und noch ein Gespräch fordern, um ja keine schärferen Sanktionen beschließen zu müssen. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier an erster Stelle. Steinmeier hat sich diesen Sonntag in der "Bild am Sonntag" gegen die "Sanktionsdebatte" gestellt, zu einem Zeitpunkt, an dem schon deutlich war, dass Russland keinerlei Anstalten machte, die Vereinbarung umzusetzen.
Man sollte jedenfalls annehmen, dass dem deutschen Außenminister Geheimdienstinformationen vorliegen, die mindestens so gut sind wie das, was Journalisten etwa aus dem ostukrainischen Slawjansk berichten. Dort versuchen offenbar russische Militärs und Geheimdienstmitarbeiter die Stadt zum russischen Brückenkopf auf ukrainischem Territorium auszubauen. Während man im Westen immer noch so tut, als habe man eine Vereinbarung mit Russland, genau das zu unterlassen. Die Steinmeiers dieser Welt sind Teil von Putins Kalkül. Er weiß Europa und dessen Konfliktscheue viel besser zu lesen, als Europa ihn zu lesen in der Lage ist. Eigentlich hat Europa alle Trümpfe auf seiner Seite. Russlands Wirtschaft etwa ist sehr viel abhängiger von der EU als Europas Wirtschaft von Russland. Doch was der Neoimperialist im Kreml nicht an Zahlen zu bieten hat, gleicht er durch Chuzpe und schieren politischen Willen aus. Solange der Wirtschaftsriese Europa nicht bereit ist, ein ähnliches Maß an Entschlossenheit an den Tag zu legen wie Putin, solange wird der uns mit seinen Lügen weiter vor sich hertreiben und sich Stück für Stück eines bis dato souveränen europäischen Staates einverleiben. Man hat derzeit nicht das Gefühl, das Europa den Ernst der Lage und das Schwerwiegende an Putins Destabilisierung der europäischen Staatenordnung wirklich begriffen hat.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Und erst, wenn der lonesome Cowboy mit seinen Mannen an einer Brücke vor Frankfurt/Oder steht und anklopft wird der Westen wohl begreifen das es ihm einfach mal SCHEISSEGAL ist was wann wo von wem verhandelt wurde – solange er und seine Abramovichs weiter Milliarden scheffeln können. Denn NUR darum geht’s.
Das wäre dann auch der einzige Weg den Irren zu stoppen: Aktuell macht die russische Wirtschaft eine Achterbahnfahrt Richtung Keller, und die Herren Oligarchen bekommen etwas kalte Füße. Deren Stimme im Putinschen Kämmerlein, zusammen mit entschlossenem Auftreten des Westens könnte für ein Einlenken Moskaus sorgen.
Um also auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Ja, der Typ ist Größenwahnsinnig und hat ganz klar nicht alle Latten am Zaun - sicherlich auch bedingt durch seine Herkunft und vor allem Ausbildung. Und ja, der Westen ist DUMM und Realitätsfremd wenn er meint, mit nem erhobenen Zeigefinger und ernstem Blick ließe sich bei ihm etwas erreichen ...