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4. Juni 2013 2 04 /06 /Juni /2013 10:22

Wenn auf irgendeinem Sender Bilder von hungernden Kindern gezeigt werden, höre ich immer von ach so besorgten Menschen: „Um Himmels Willen! Da muss doch was getan werden!“ Wenn sich irgendwo auf der Welt kräftige Unwetter ereignen und wenn Wissenschaftler auf die Folgen des Klimawandels hinweisen, dann kommen regelmäßig etliche Moralapostel aus ihren Löchern, die sehr genaue Vorstellungen darüber haben, was sowohl der Nachbar als auch die „Großen“ oder "die da oben" anders machen müssten, um der Entwicklung entgegenzusteuern. Wenn es darum geht, eine nachhaltige Politik zu finanzieren, die unseren Kindern eine friedliche und gesunde Existenz ermöglicht, dann steht ja wohl fest, dass ANDERE, die es besser haben als man selbst, dafür gerade stehen sollen. Ja, viel muss sich ändern und noch viel mehr kann erreicht werden, wenn die Menschen sich auf das besinnen, auf das es im Leben ankommt. Irgendetwas muss also getan werden – aber was? Und von wem?

 

„Das Böse triumphiert alleine dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“

[Edmund Burke]

 

Wenn irgendwo auf der Welt Unrecht geschieht oder etwas zerstört wird, dann ist die beliebteste Ausrede des Einzelnen: „Ich alleine kann doch eh nichts ändern.“ Was auf den ersten Blick so plausibel erscheint, ist eigentlich nur das Verleugnen der eigenen Verantwortung. Noch krasser ausgedrückt kann man es auch als Feigheit bezeichnen. Natürlich ist es viel bequemer sich zurückzulehnen und sich damit zufrieden zu geben dass das, was in der Welt nicht stimmt, nichts mit mir zu tun hat. Ich bin einer von sieben Milliarden Menschen weltweit – was macht es für einen Unterschied, ob ich etwas tue oder lasse?

 

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Metaphorisch betrachtet braucht es nur eine einzige Schneeflocke, um den Unterschied auszumachen zwischen einem Ast, der den Schnee gerade noch tragen kann und einem Ast, der unter der Last von vielen Schneeflocken abbricht. Im Arabischen spricht man von einem Strohhalm, der den Unterschied ausmacht, ob das Rückgrat des Kamels bricht oder nicht. Und am bekanntesten ist wohl der Tropfen, der ein ganzes Fass zum überlaufen bringt.

 

Viel zu viele Menschen sehen sich selbst nicht etwa als die entscheidende Schneeflocke, den erdrückenden Strohhalm oder den letzten Tropfen, sondern als ein Puzzelstück von vielen, das eben nicht den Unterschied ausmacht. Geht man von dieser Ansicht aus, dann ist das ganze demokratische System, in dem wir leben, eine Farce.

Wie viele Menschen sterben tagtäglich – derzeit vor allem im arabischen Raum – weil sie für die gleichen demokratischen Rechte kämpfen, denen wir anscheinend so überdrüssig sind?  Fragt doch mal in Ägypten nach, oder in Algerien, oder in Syrien, oder in vielen anderen afrikanischen oder südostasiatischen Staaten – was würden diese Menschen geben, um unsere Rechte zu haben? Ist die DDR etwa untergegangen, weil eine treibende Kraft den Menschen gesagt hat, in welche Richtung sie sich zu bewegen hatten? Nein, es waren individuelle Entscheidungen, die dazu führten, dass man seine Unzufriedenheit mit dem System ausdrückte. Hätten die Proteste etwa Erfolg gehabt, wenn die meisten Menschen sich gesagt hätten: „Was kann ich schon ändern? Ich bleibe zu Hause.“ Nein, dann hätte die friedliche Revolution, die zur Wiedervereinigung geführt hat, so nicht stattfinden können.

 

Die Verantwortlichkeit des Einzelnen ist die Basis für eine ausgeübte Macht. Es gibt viele Beispiele, die das eindrucksvoll verdeutlichen. Als den deutschen Autofahrern z.B. der neue E10-Sprit vorgesetzt wurde, hätte man auch sagen können: „Was kann ich als Verbraucher schon ändern? Ich kann doch die Politik oder Benzinkonzerne nicht in die Knie zwingen.“ Genau das ist aber passiert. Menschen haben für sich selbst beschlossen, E10 zu boykottieren. Weil so viele Einzelentscheidungen im gleichen Interesse zusammenkamen, war es durchaus möglich, die so mächtigen Ölkonzerne und die Politik zum Umdenken zu zwingen. Jeder, der E10 nicht getankt hat, hat das zu verantworten.

 

Mit der gleichen Begründung hat jeder Einzelne die Macht, ein Atomkraftwerk abzuschalten. Es war u.a. der Wille des Volkes, also Demokratie im reinsten Sinne, der dazu geführt hat, dass die deutschen Atomkraftwerke in den nächsten Jahren abgeschaltet werden sollen. Hätte sich die Politik ähnlich stark beeinflussen lassen, wenn weniger Menschen zu Protestmärschen gegangen wären, Petitionen unterschrieben hätten oder e-Mails bzw. Briefe geschrieben hätten? Jeder Einzelne, der sich am Protest beteiligt hat, hat zu diesem Ergebnis beigetragen. (Leider verpuffen solche Anfangserfolge nur allzu oft im Nichts, weil wir Verbraucher es dann nicht durchziehen. Denn was nützt der Wille zum Atomausstieg, wenn nicht einmal 4% der Haushalte bis jetzt ihren Stromanbieter hin zu Ököstrom gewechselt haben?)

 

Das Grundprinzip, das bei alledem dahinter steckt und die kapitalistische Wirtschaft lenkt ist, dass der Verbraucher bestimmt, was getan wird und was nicht. Gibt es irgendeine Firma, die etwas herstellen würde, dass die Konsumenten nicht kaufen würden? Es ist doch ein erschlagend simples Prinzip:

Der Unternehmer möchte Geld verdienen und seine Produkte oder Dienstleistungen verkaufen. Er ist also darauf bedacht, das zur Verfügung zu stellen, was der Kunde wünscht.

 

Die Nachfrage bestimmt das Angebot – und nicht umgekehrt!

 

Wenn wir billiges Fleisch möchten, dann wird ein Unternehmer dafür sorgen, dass billiges Fleisch angeboten wird -  ganz egal, ob dafür Lebewesen leiden müssen oder ob es gesundheitliche Bedenken gibt. Jeder, der billiges Fleisch isst, ist also für die Grauen der Massentierhaltung mit allen ihren Nachteilen verantwortlich. Wenn wir Produkte kaufen, die Palmöl ober Bioethanol enthalten, dann sind wir dafür verantwortlich, dass die letzten Regenwälder der Erde abgeholzt und Eingeborene aus ihrem natürlichen Lebensraum vertrieben oder umgebracht werden. Man kann sich nicht über die Ungerechtigkeit von Kinderarbeit beschweren, wenn man Kleidung trägt, die genau auf diesem Wege hergestellt wurde. Der Verbraucher hat die Macht, Kleidung, die unter unwürdigen Bedingungen hergestellt wurde, zu boykottieren. DAS wäre der effektivste Weg, Kinderarbeit zu bekämpfen: Man muss ganz einfach die Nachfrage danach eliminieren. Das gleiche gilt für den Anbau illegaler Drogen rund um die Welt. Die Wenigsten haben wohl Verständnis für Drogenbarone, aber auch diese Menschen können nur existieren, weil sie einen Markt bedienen. Würden die Menschen auf den Drogenkonsum verzichten, würde es keine Drogenkartelle mehr geben. Der Drogenkonsument ist der Verbraucher, der diesen Markt erst ermöglicht. Genauso ist es unsere Gier nach Edelmetallen oder Diamanten, die etliche Bürgerkriege in Zentralafrika finanzieren und so zu deren Ausweitung beitragen.

 

Im Endeffekt muss sich jeder Fragen, was er in seinem Leben eigentlich für Prioritäten setzt und wofür er eigentlich steht. Mahnende Zeigefinger von Kanzeln sind keine Hilfe - was wirklich Dinge verändert ist ausschließlich den eigenen Arsch zu bewegen. Sich zu informieren.  Jeder muss seinen eigenen, unscheinbaren und doch vorhandenen Einfluss nutzen, um diese Welt ihm Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten ein wenig besser zu machen. Wir alle haben das Potential dazu. Ja, wir können viel verändern, auch wenn es auf den ersten Blick insignifikant erscheint.

Was jeder tun KANN ist also gar nicht die Frage - sondern was jeder tun WILL. Ein Anfang wäre gemacht wenn wir alle akzeptieren, dass wir für alles, was wir tun oder lassen, verantwortlich sind und daher auch die teilweise weit reichenden Folgen bestimmen.

Hört sich unbequem an - ist aber so. 

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25. Juni 2012 1 25 /06 /Juni /2012 19:25

Nur mal so zum Sagen:
Die am Samstag verteilte „Gratisausgabe“ der BILD war natürlich kein Geschenk des Springer-Verlags. Einem Imageprospekt [PDF - 520 KB] für potentielle Werbekunden zufolge, verlangte der Springer-Verlag für eine Seite Werbung den stolzen Preis von vier Millionen Euro. Insgesamt dürfte die BILD mit ihrer „Gratisausgabe“ mehr als dreißig Millionen Euro Werbeeinnahmen realisiert haben.

 

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Die Marketingausgaben der werbetreibenden Unternehmen gehen natürlich in voller Höhe in den Endkundenpreis der beworbenen Produkte und Dienstleistungen mit ein. Im Endeffekt zahlt Ihr als Kunden der beworbenen Produkte demnach die gänzlich eigennützige „Gratisaktion“ der BILD-Zeitung. Wer sich zu Recht darüber ärgert und es ablehnt, über die Ladenkasse indirekt auch Springers gigantische PR- und Volksverdummungsaktion zu bezahlen, der sollte sich ernsthaft überlegen, ob er die werbetreibenden Unternehmen auch weiterhin als Kunde unterstützten will. Hab mir mal die Mühe gemacht, die Sponsoren der BILD-Sonderausgabe ausfindig zu machen:


1 Seite (kostet laut Imageprospekt 4,0 Mio. Euro):
-Media Markt (Einzelhandel)
-Lidl (Einzelhandel)
-DHL (Paketdienstleister)
-C&A (Einzelhandel)

1/2 Seite (kostet laut Imageprospekt 2,2 Mio. Euro):
-Opel (Automobilhersteller)
-Volkswagen (Automobilhersteller)
-Deutsche Telekom (Telekommunikation)
-Haribo (Süßwaren)
-Vodafone (Telekommunikation)

1/4 Seite und Streifen (der VIP-Streifen kostet laut Imageprospekt 1,3 Mio. Euro):
-Sky (TV-Anbieter) (2x)
-Volkswagen (Automobilhersteller) (2x)
-DHL (Paketdienstleister) (2x)
-O2 (Telekommunikation)
-A.T.U. (Automobilwerkstatt)

 

(Danke an die www.nachdenkseiten.de!)

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20. Juni 2012 3 20 /06 /Juni /2012 11:56

Diesen Vortragsmitschnitt - 2h8min - sollte sich jeder ansehen.

Mal echter Input statt Krimi

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26. Juli 2011 2 26 /07 /Juli /2011 13:10
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Über Den Verfasser

  • : Olli's Blog
  • : Anfang 2010 hatte ich ja schon einmal einen Blog, allerdings hat der Provider die Segel gestrichen... Jetzt habe ich nach langem hin und her mich entschlossen, doch wieder unter die Blogger zu gehen. Viel Spaß beim Stöbern..!
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